Schärfentiefe ausdehnen mit Photoshop

Jeder,  der schon einmal im Nahbereich,  bzw. Makro fotografiert hat,  kennt dieses Problem:  Je größer der Abildungsmaßstab  wird,  desto mehr schrumpft die Schärfentiefe. Gerade im Makro-Bereich kann es dann leicht passieren,  dass nur noch eine Schärfezone von wenigen Millimetern übrig bleibt.

Um es gleich vorweg zu nehmen:  Das muss kein Nachteil sein!  

Wie das Bild von Christian Träger zeigt,  gibt gerade das Spiel mit Schärfe und Unschärfe in diesem Bild die duftige Frühlingsstimmung besonders gut wieder.

 

Es gibt aber auch Situationen,  da möchte man die Schärfentiefe schon gerne ein wenig ausweiten.

Unlängst wollte ich eine Tulpe ablichten,  die vom Blütengrund bis hinauf zu den Rändern der Blütenblätter durchgehend scharf ist.

Ich habe mich vage erinnert,  dass es in Photoshop  ein Verfahren gibt,  mit dem das möglich ist.

Die Methode heißt auf neuhochdeutsch:  Stacking. Übersetzt bedeutet das:  Aufeinander stapeln. Aber ich finde,  „Stacking“  hört sich einfach cooler an.

Kurz und gut:  Bevor ich herausgefunden habe,  wie das genau funktioniert,  lag die Tulpe schon in der Bio-Tonne. Um Euch ähnliches zu ersparen,  habe ich die einzelnen Schritte hier zusammengefasst:

Die Blüte ist zwar nicht so schön wie die erste gewesen wäre,  aber das ist jetzt egal!

Beim Fotografieren selber fängts an.

Dass man Focus und Belichtung auf  „Manuell“  schaltet und außerdem ein Stativ benutzt,  ist bestimmt schon mal eine gute Idee!

 

 

Ich mache das erste Bild von der Blüte mit dem Focus auf den Blütengrund.  Verwendet habe ich ein 105 mm Makro bei Blende 32. Obwohl ich die Blende ganz zugeschraubt habe,  habe ich nur einen Tiefenschärfebereich von ca. 10 mm.

Mit dem gleichen Bildausschnitt und gleicher Belichtung mache ich jetzt das zweite Bild.  Beim 2. Bild  lege ich den Focus etwa 10 mm über den Blütengrund.

Ja,  und jetzt wiederholt sich das Ganze so lange,  bis ich Focus-mäßig oben,  am Blütenrand angekommen bin. Ich habe dafür 4 Aufnahmen gebraucht.

 

Nachdem ich meine Bilder auf den PC geladen habe,  öffne ich sie alle 4 mit  „Bridge“. Dort gibt es im Menü  „Wekzeuge“  den letzten Eintrag „Photoshop“  und dort  „Dateien in Photoshop-Ebenen laden…“. Den nehmen wir!

 

 

Es öffnet sich automatisch in Photoshop eine Bilddatei namens  „Unbenannt“,  in der,  wie gewünscht unsere 4 Bilder als eigene Ebenen angeordnet sind.

Ich aktiviere alle 4 Ebenen und wähle im Menü  „Bearbeiten“,  „Ebenen automatisch ausrichten…“.

 

 

Es öffnet sich das dazugehörende Dialogfenster. Ich wähle  „Auto“  und bestätige mit  „OK“.

Dieser Schritt ist wichtig,  weil Photopshop jetzt die Ebenen nach übereinstimmenten Konturen innerhalb der Ebenen und nicht,  wie bisher,  an ihren Kanten ausrichtet.

Und das wiederum ist wichtig,  weil allein die Verstellung des Focus bei der Aufnahme der einzelnen Ebenen den Bildausschnitt geringfügig verändert hat.

 

 

Nachdem Photoshop ausgerichtet hat,  sind immer noch die 4 Ebenen aktiviert und wir gehen erneut in das Menü  „Bearbeiten“  und wählen jetzt  „Ebenen automatisch überblenden“.

 

 

Im zugehörigen Dialogfenster aktivieren wir  „Bilder stapeln“  und bestätigen mit  „OK“.

 

 

Wir sehen jetzt schon,  was Photoshop gemacht hat:  Er hat aus jeder Ebene nur die jeweils scharfen und diejenigen,  die auf allen Ebenen unscharf sind,  also den Hintergrund,  stehen lassen.

Anschließend hat er die einzelnen Ebenen pixelgenau zusammengepuzzlet.

 

 

Ich habe zur Demonstration hier mal nur eine Ebene eingeblendet. Man sieht hier auch recht gut im Randbereich,  dass die unterschiedlichen Ebenen verschieden groß sind. Da wartet also noch Arbeit.

 

 

Zuerst einmal können wir jetzt getrost die 4 Ebenen auf eine zusammenfassen. Also rechter Mausklick auf die Ebenen und  „Auf eine Ebene reduzieren“  anwählen.

 

Zuletzt können wir noch die ausgefransten Bildränder mit dem Freistellungs-Werkzeug abschneiden.

 

Und da haben wir den Vorher-Nachher-Vergleich:  Links das teilweise scharfe Bild,  rechts das,  was wir eben angefertigt haben mit durchgehender Schärfe vom Blütengrund bis hinauf zu den Rändern der Blütenblätter.

O. k.,  in der Bildschirmansicht sind die Unterschiede vielleicht nicht so gravierend,  aber spätestens im Druck schon!

Versteht sich von selbst,  dass sich diese Technik nicht unbedingt für die Jagd auf Schmetterlinge eignet,  aber für das eine oder andere Bild kann man sie ja mal aus der Schublade zaubern.

 

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1 Kommentar

  1. Hallo Thomas,

    hast wieder ein „Bärige“ Anleitung geschrieben.
    Werde ich sicher das ein oder anderemal ausprobieren.

    gruß
    Günther

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